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Ich bin Künstlerin, nicht Dienstleisterin. Was bedeutet das?

Es war mir von Anfang an wichtig, mich nicht als Dienstleisterin aufzustellen, sondern als Künstlerin. Es ist praktisch, sich selbst als jemand zu verstehen, die einfache Kundenwünsche in die Realität umsetzt. Lukrativer ist es allemal.




Aber mich hat es nie gereitzt die typischen Tattoomotive, wie ich sie schon hundert mal gesehen habe, zu stechen. Ein Herzchen, ein Sternchen, ein Schriftzug im Andenken an die Oma. Dafür sind andere da, denen das bestimmt Freude bereitet. Mir allerdings nicht. So sah ich von Anfang an zu, meine persönliche Handschrift in einen wiedererkennbaren Stil zu verwandeln, was nicht immer einfach ist. Teile der Stilfindung geschehen quasi ganz von selbst, andere jedoch sind bewusste Entscheidungen, die man treffen muss, um nicht in einem fort Illustrationen zu erschaffen, deren Formensprache man sich unterbewusst irgendwo abgeschaut hat. Ich denke man muss in diesem Feld klar unterscheiden zwischen einem gewissen Maß an Inspiration, die man selbstverständlich von Kollegen und Kolleginen bekommt, was aber nicht bedeutet, das man geistiges Eigentum und Stilelemente anderer einfach übernehmen und hier und da in die eigenen Arbeiten einfließen lassen sollte. Gegebenenfalls handelt es sich dabei sogar um rechtswidrigen Motivklau, der vom Urhebenden der Originalwerke angezeigt werden kann. Die Herausforderung besteht in meinen Augen darin, überhaupt erstmal herauszufinden welche Texturen, welche Linien und Formensprache mir inneliegt und was ich inhaltlich ausdrücken möchte.


Was kommt von selbst und auf was lege ich dann bewusst den Fokus?


Sowohl eine gewisse Festlegung auf stilistische Mittel, als auch Tendenzen im Inhalt, also Hauptthemen, denen man sich widmet, ergeben in Kombination die Ästhetik, die einen Wiedererkennungswert ausmachen. Künstlerin, nicht Dienstleisterin sein, das bedeutet für mich eine Bekenntnis. Sie stellt mich vor die Herausforderung, mich in meinen Ausdrucksformen (zumindest was die Tattoopräsenz angeht) zu begrenzen und gleichzeitig immer neue Wege zu suchen, um meinen Stil innerhalb seiner Regeln weiterzuentwickeln. Schließlich soll die Arbeit ja vorallem mir selbst etwas geben. Erst dann kann ich wirklich motiviert und inspiriert die Tasttookompositionen erschaffen, die auch den Menschen gefallen, die sie tragen möchten. Ich bin so dankbar dafür, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt nach nur etwas über zwei Jahren in dieser Tätigkeit zu über 60% Wannadoanfragen bekomme. Ich sende meine Ideen und Arbeiten in die Welt hinaus und irgendjemand sieht sie und denkt sich: Das möchte ich zu einem Teil von mir machen. Das Maß an Vertrauen, das mir damit als Künstlerin, aber auch als Person entgegengebracht wird, ist hoch. Ich sehe mich als tätowierende Künstlerin, die in erster Linie ihre eigene Kunst auf die Leinwand Mensch bringt. Und, wie bei vielen TätowiererInnen, ist es auch mein Traum eines Tages fast nur noch Wannados stechen zu können.

Dennoch möchte ich hinzufügen, dass ich die allermeisten meiner KundInnen, die ein Customwork anfragen, als sehr offen wahrnehme. So kann auch die Gestaltung eines Customdesigns oft unerwarteterweise neue Imoulse in meinen Schaffensprozess bringen, für die ich meinen KundInnen zuweilen sehr dankbar bin. Offensichtlich gelingt es mir auch, meine gezeigten Arbeiten alle deutlich in einen Stil einzubetten, dessen roter Faden unschwer erkennen lässt, dass ich die Anfrage nach einem realistischen Poträt eines biertrinkenden Nashorns höchstwahrscheinlich nicht entgegennehmen werde.







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